Mozart – von Gott geliebt, von den Menschen vergöttert. »Vielleicht das größte Genie der bekannten Menschheitsgeschichte«, schreibt Wolfgang Hildesheimer. Das Bild vom göttlichen Mozart hält sich bis ins 21. Jahrhundert - und wer sich von seiner Musik einmal hat berühren lassen, unterschreibt es gerne. Schon kurz nach seinem frühen Tod beginnt die Mystifizierung. Komponisten verehren ihn. Philosophen und Literaten arbeiten sich ab an den Rätseln seines Lebens und seiner Musik. Corinna Harfouch und Hideyo Harada spüren nach, was in Mozarts Werken besonders das 19. Jahrhundert faszinierte und seine Musik zum Sehnsuchtsort der Romantiker machte. Mit szenischen Elementen, Puppenspiel, Rezitation, Improvisation und natürlich viel Mozart im O-Ton entwerfen sie das lebendige und erhellende Porträt eines unsterblichen, doch ganz menschlichen Meisters.
Friedrich Hölderlin und Ludwig van Beethoven wurden nicht nur im selben Jahr geboren. Schaut man genauer hin, entdeckt man auch künstlerisch verblüffende Parallelen: die oft verstörende, rätselhafte Kraft ihrer Werke, die Begeisterung für die Französische Revolution und tiefe Enttäuschung von deren Ausgang, ihre private Isolation, ihre Suche nach dem heilsbringenden Anderen. Diesen Gemeinsamkeiten in Hölderlins und Beethovens Leben und Werk spüren Corinna Harfouch und Hideyo Harada in ihrem Programm nach. Sie lassen Gedichte, Hymnen und Elegien Hölderlins, Auszüge aus dessen Roman Hyperion sowie philosophische Betrachtungen der griechischen Antike auf musikalische Werke des Wiener Klassikers treffen und nähern sich so in Wort und Ton diesen beiden Künstlern in einem außergewöhnlichen Programm.
Eine leidenschaftliche Liebe verband Franz Liszt mit der verheirateten Comtesse Marie d’Agoult. Vor dem gesellschaftlichen Druck flohen die beiden aus Paris zunächst in die Schweiz, später nach Italien. Für beide war diese Zeit künstlerisch überaus fruchtbar. Bei Liszt fanden die Wanderjahre ihren Niederschlag in seinem großen Klavierzyklus Années de Pélerinage, Marie d’Agoult wurde unter dem Pseudonym Daniel Stern zur erfolgreichen Schriftstellerin. Diese Jahre wurden aber auch durch häufige Phasen der Trennung überschattet. Liszt brach immer öfter zu ausgedehnten Konzertreisen auf und so entstand ein umfangreicher Briefwechsel zwischen beiden Liebenden, der sowohl ihre innige Beziehung als auch ihr zerrinnendes Glück dokumentiert. In diesem Programm werden Lesungen aus Marie d’Agoults Memoiren, dem Briefwechsel zwischen ihr und Liszt sowie aus Dokumenten von Zeitgenossen mit Auszügen aus den Années de Pèlerinage und anderen Klavierwerken des Komponisten miteinander verflochten. Auf diese Weise gewähren Corinna Harfouch und Hideyo Harada tiefe Einblicke in eine der großen Liebesgeschichten des 19. Jahrhunderts.
Antanas Škėma ist einer der größten Schriftsteller Litauens. Wegen seiner existenziellen Themen wird er als »litauischer Camus« bezeichnet. Sein Leben wurde von den Katastrophen des zwanzigsten Jahrhunderts zerfurcht. Geboren 1910 im heutigen Polen, aufgewachsen in Russland, gehörte er zur Generation, die das unabhängig gewordene Litauen zwischen den Weltkriegen aufbauen wollten. Škėma nahm am Aufstand gegen die sowjetische Besatzung teil, floh nach Deutschland, kam dort ins Lager und emigrierte nach Amerika. Als Exilant durfte Škėma im sowjetischen Litauen nicht gedruckt werden, erst mit der Perestroika fanden seine Werke ab den 1980er Jahren ihren Weg nach Litauen und wurden seitdem auch in seinem Heimatland wiederentdeckt. Corinna Harfouch und Hideyo Harada waren von Škėmas Roman Das weiße Leintuch, der als litauischer Jahrhundertroman bezeichnet wird und die eigenen Erlebnisse des Autors aufgreift und literarisch verarbeitet, bis ins Mark getroffen. Durch die musikalischen Beiträge mit Werken von Bach, Mozart, Chopin, Schumann, Brahms, Debussy, Čiurlionis, Bartók und Strawinsky wird die Lesung musikalisch intensiviert, zumal der Autor zu allen gespielten Komponisten eine starke emotionale Bindung hatte.