Alma Rosé
Ein Künstlerleben zwischen Kultur und Barbarei
Konzept und Hintergrund

Alma Rosé – ein Name, der nie dem Vergessen anheimfallen sollte. Das Leben einer starken Frau und faszinierenden Künstlerin verbindet sich damit. In ihrer Biografie spiegelt sich, welche humanistische Kraft in der Musik steckt – und wie Musik gleichzeitig von einer grausamen Sache missbraucht werden kann.

Alma Rosé ist die Nichte Gustav Mahlers. In Wien wird sie 1906 in eine berühmte Musikerfamilie hineingeboren. Die eigene musikalische Ausbildung erhält sie vom Vater, dem berühmten Geiger und Wiener Philharmoniker Arnold Rosé. Die Anfänge ihrer Karriere als Geigerin sind vielversprechend. Selbstbewusst bewegt sie sich im Zentrum der musikalischen Welt ihrer Zeit. Einen herausragenden Ruf erarbeitet sie sich nicht allein als Solistin: Alma Rosé gründet die „Wiener Walzermädeln“ und tourt mit diesem Ausnahmeorchester bald durch ganz Europa. Fotografien von ihr zeigen eine lebenshungrige, eine moderne Frau. Doch ihre jüdische Abstammung wird ihr zum Verhängnis: Die menschenverachtende Ideologie des Nazi-Regimes gesteht ihr keinen Ruhm, keinen Glanz, ja nicht einmal das nackte Überleben zu. Die entbehrungsreiche Gefangenschaft im Vernichtungslager überlebt sie nicht: 1944 stirbt Alma Rosé in Auschwitz.

Die Geigerin teilt das Schicksal mit sechs Millionen Jüdinnen und Juden. Aber damit ist die Biografie der Alma Rosé nicht zu Ende erzählt: Es gehört auch in ihre Lebensgeschichte, dass sie mit Musik ein Zeichen gesetzt hat, dass sie mit ihrer Kunst in der Vorhölle auf Erden Momente des Vergessens bereitet, Hoffnung gestiftet hat. Alma Rosé wird nach ihrer Verhaftung die Leiterin des „Mädchenorchesters“ in Auschwitz und hält ihre schützende Hand über Mithäftlinge. Die Musikerinnen ihres Ensembles bleiben von der Tötungsmaschinerie verschont.

Corinna Harfouch, Latica Honda-Rosenberg und Hideyo Harada widmen Alma Rosé ein berührendes Programm. Aus Briefen, Zeitzeugnissen und dem Klang der Werke, die die große Künstlerin selbst in unterschiedlichen Lebensphasen umgaben, haben sie eine musikalische Biografie komponiert. Von den ersten musikalischen Schritten unter den liebevollen Augen bedeutender Musiker des 20. Jahrhunderts bis hin zu ihrem außerordentlichen Wirken für das Leben und die Hoffnung in dunkler Zeit beleuchtet dieses intensive Programm die Vita Alma Rosés und bietet ein fesselndes Konzerterlebnis, das schonungslos Themen von immerwährender Aktualität aufgreift.

Wort-Musik-Collage mit Werken von Bach, Mozart, Beethoven, Schubert, Chopin, Schumann, Brahms, Franck, Tschaikowski, Dvořák, Sarasate, Janáček, Monti, Kreisler und Bloch.

MEHR
Corinna Harfouch

Corinna Harfouch zählt zu den bekanntesten deutschen Charakterdarstellerinnen in Film, Fernsehen und Theater. Nachhaltig und überzeugend verkörpert sie die Extreme der menschlichen Existenz. Ihre Darstellung gerät immer wieder auch zur Gratwanderung zwischen den Abgründen des Lebens.

Die in Suhl geborene Schauspielerin absolvierte ihr Studium an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Seit ihrer Ausbildung war sie auf allen wichtigen Bühnen zu sehen, u. a. spielte sie 2003 an der Berliner Schaubühne am Lehniner Platz die Titelrolle in Phaidras Liebe von Sarah Kane (Regie: Christina Paulhofer), 2004/05 in der Regie von Jürgen Gosch am Deutschen Theater die Martha in Edward Albees Wer hat Angst vor Virginia Woolf? an der Seite von Ulrich Matthes (Einladung zum Berliner Theatertreffen und zu den Wiener Festwochen), 2010 am Staatstheater Stuttgart die Hauptrolle in Der Schmerz nach Marguerite Duras, 2013 am Schauspielhaus Zürich in Friedrich Dürrenmatts Die Physiker und 2015 am Schauspielhaus Hannover in Heiner Müllers Der Auftrag.

Weitere Gastspiele führten Corinna Harfouch u. a. auch zu den Salzburger Festspielen und ans Wiener Burgtheater. Am Deutschen Theater Berlin spielte sie die Hauptrollen in Im Schlitten Arthur Schopenhauers und Ihre Version des Spiels von Yasmina Reza. In jüngerer Zeit war und ist sie am Deutschen Theater Berlin in Phädra (Regie: Stephan Kimmig), Die Möwe (Regie: Jürgen Gosch), Persona und Birthday Candles (Regie: Anna Bergmann), am Staatstheater Hannover in Orlando und Annette. Ein Heldinnenepos (Regie: Lily Sykes) sowie am Gorki Theater in Berlin in Queen Lear (Regie: Christian Weise) zu sehen. Ihre besondere Vorliebe gilt der Rezitation, wofür ihr Lesetheater steht, eine eigene Matinee-Reihe im Deutschen Theater Berlin.

Seit ihrem Debüt vor der Filmkamera hat sie in mehr als 100 Film- und Kinoproduktionen mitgewirkt. Zu ihren bedeutendsten Filmen zählen Das Versprechen (1995) von Margarethe von Trotta, Sexy Sadie (1996) von Matthias Glasner, Das Mambospiel (1996) von Michael Gwisdek, Irren ist männlich (1996) von Sherry Hormann, Gefährliche Freundin (1996) von Hermine Huntgeburth, Knockin’ on Heaven’s Door (1997) von Thomas Jahn, Der große Bagarozy (1999) von Bernd Eichinger, Fandango (2000) von Matthias Glasner, Vera Brühne (2001) von Hark Bohm, Bibi Blocksberg (2002) von Hermine Huntgeburth, Blond: Eva Blond! (2002) und Der Untergang (2004) von Oliver Hirschbiegel, Durch diese Nacht sehe ich keinen einzigen Stern (2005) von Dagmar Knöpfel, Whisky mit Wodka (2008) von Andreas Dresen, Im Winter ein Jahr (2008) von Caroline Link, This is Love (2009) von Matthias Glasner, Giulias Verschwinden (2010) von Christoph Schaub, Finsterworld (2013) von Frauke Finsterwalder, Der Fall Bruckner (2014) von Urs Egger, Viel zu nah (2017) von Petra K. Wagner, Wer hat eigentlich die Liebe erfunden? (2018) von Kerstin Polte, Lara (2019) von Jan-Ole Gerster, Kranke Geschäfte (2019) von Urs Egger, Ruhe! Hier stirbt Lothar (2021) von Hermine Huntgeburth und Immer der Nase nach (2021) von Kerstin Polte. Aktuelle Filme sind Das Mädchen mit den goldenen Händen (2022) von Katharina Marie Schubert und Alles in bester Ordnung (2022) von Natja Brunckhorst.

Für ihre Theaterarbeit wurde Corinna Harfouch mehrfach ausgezeichnet. Sie erhielt u. a. 1997 den Gertrud-Eysoldt-Ring für herausragende schauspielerische Leistungen und wurde im selben Jahr für ihre Rolle des General Harras in Des Teufels General (Regie: Frank Castorf) von der Zeitschrift Theater heute zur Schauspielerin des Jahres gekürt. Auch für ihre Filmarbeiten wurde Corinna Harfouch mit vielen Preisen geehrt, u. a. mit dem Bayerischen Filmpreis, Adolf-Grimme-Preis, Deutschen Fernsehpreis, Deutschen Filmpreis, Deutschen Schauspielerpreis, Günter-Rohrbach-Preis und Hessischen Filmpreis.

MEHR
Latica Honda-Rosenberg

Latica Honda-Rosenberg gewann 1998 beim Tschaikowski-Wettbewerb in Moskau die Silbermedaille. Das Fachmagazin The Strad kommentierte damals: „Ihre musikalische Sprache und ihr Spiel sind eloquent, ausdrucksvoll, feinsinnig und abwechslungsreich, kurz: wundervoll und beglückend.“ Seither gastiert sie regelmäßig bei Klangkörpern wie dem DSO Berlin, dem Tokyo Symphony Orchestra oder der Tschechischen Philharmonie. Internationale Verpflichtungen führten sie u. a. nach Russland, Israel, Japan, Finnland und in die Schweiz, sowie zu den Salzburger Festspielen und zum Schleswig-Holstein Musik Festival.

Neben den einschlägigen Solokonzerten des Barock, über Mozart, Beethoven und Tschaikowski bis hin zu Bartók zählen zu ihrem Repertoire auch weniger bekannte Werke von Erich Wolfgang Korngold, Andrzej Panufnik und Jacques Loussier. Darüber hinaus gestaltet sie innovative und interdisziplinäre Konzertformate, bei denen sie mit Schauspielgrößen wie Dominique Horowitz, Charles Brauer, Gerd Heinz und Corinna Harfouch zusammenarbeitet.

Latica Honda-Rosenberg ist seit 2000 Exklusivkünstlerin beim Label OehmsClassics, für das sie mehrere Alben mit Werken von Prokofjew, Schostakowitsch und Tschaikowski einspielte. Die Aufnahme der Kammermusik von Bloch wählte The Strad zur „CD des Monats“. Einen Schwerpunkt ihrer Konzerttätigkeit bildet die Zusammenarbeit mit Kammermusik-Partnern wie András Schiff, Kirill Gerstein, Claudio Martìnez Mehner, Janine Jansen, Antoine Tamestit, Nobuko Imai, Kolja Blacher, Hideyo Harada, Clemens Hagen und Reinhard Goebel.

2003 bis 2009 hatte Latica Honda-Rosenberg eine Professur für Violine an der Musikhochschule Freiburg inne. Seit 2009 leitet sie als Professorin eine Violinklasse der UdK Berlin und ist mit Meisterkursen in ganz Europa präsent.

MEHR
Hideyo Harada

»Ob glühende Emotion oder traumverlorene Poesie, ob sanft oder wild: Harada lässt sich von der Musik mitreißen, vom zarten Akkord bis zur Raserei schöpft sie alle Gefühlsregungen klanglich aus«, so die Süddeutsche Zeitung über die japanische Pianistin. Mit ihrem breitgefächerten Repertoire ist sie heute ein gern gesehener Gast bei internationalen Festivals und konzertiert mit bedeutenden Orchestern.

Haradas Vielseitigkeit spiegelt sich ebenfalls in ihrer umfangreichen Diskografie, die neben Werken von Samuel Feinberg und Michio Mamiya ebenso Kompositionen von Schubert, Chopin, Schumann, Grieg und Skrjabin umfasst. Die englische Musikzeitschrift Gramophone nahm ihre Einspielung mit Werken von Tschaikowski und Rachmaninow in die Rubrik Gramophone recommends auf und attestierte: »Two great Russian piano masterpieces in a subtle and soulful recording. Hideyo Harada offers a reading that thrills.« Neben einem über mehrere Spielzeiten angelegten Schubert-Zyklus, den sie gemeinsam mit namhaften Partnern in Tokio realisierte, nimmt auch die Pflege zeitgenössischer Musik einen wichtigen Stellenwert im Schaffen der Pianistin ein.

Hideyo Harada studierte zunächst in Tokio, bevor sie ihre Ausbildung in Stuttgart, Wien und Moskau fortsetzte. Die Künstlerin wurde bei zahlreichen Wettbewerben preisgekrönt und gewann u. a. den Concours International d’Exécution Musicale in Genf sowie den 1. Preis beim Internationalen Schubert-Wettbewerb in Dortmund. Darüber hinaus war sie Preisträgerin beim Internationalen Rachmaninow-Wettbewerb in Moskau. Seitdem gastierte sie u. a. beim Schleswig-Holstein Musik Festival, den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, dem MDR-Musiksommer, dem Beethovenfest Bonn, dem Rheingau Musik Festival, dem Heidelberger Frühling, dem Mozartfest Würzburg, den Ludwigsburger Schlossfestspielen, dem Musikfest Stuttgart, dem Yokohama International Piano Festival und dem Grand Piano Festival in Amsterdam. Wichtige Stationen ihrer Karriere waren das Moskauer Tschaikowski-Konservatorium, der Wiener Musikverein, das Berliner Konzerthaus, das Gewandhaus Leipzig, die Alte Oper Frankfurt, die Stuttgarter Liederhalle, die Genfer Victoria Hall, das Prager Rudolfinum oder die Suntory Hall Tokio. Hideyo Harada konzertierte mit zahlreichen Orchestern, so etwa mit dem Orchestre de la Suisse Romande, dem Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI, dem Stuttgarter Kammerorchester, dem Orchestre de Cannes, der Filarmonica George Enescu Bukarest, dem National Polish Radio Symphony Orchestra, dem Russian State Symphony Orchestra, dem Seoul Philharmonic Orchestra, dem NHK Symphony Orchestra, dem Yomiuri Nippon Symphony Orchestra oder dem New Japan Philharmonic Orchestra. Zu ihren Partnern am Pult zählten dabei Dirigenten wie Petr Altrichter, Christian Arming, Piero Bellugi, Pietari Inkinen, Cristian Mandeal, Tadaaki Otaka, Vladimir Valek oder Marcello Viotti.

Im Rahmen von Kammermusikabenden arbeitet Hideyo Harada u. a. mit dem Borodin Quartett, den Geigern Latica Honda-Rosenberg und Mikhail Simonyan, dem Cellisten Jens Peter Maintz und dem Bariton Roman Trekel. Neben Aufnahmen bei internationalen Rundfunk- und Fernsehanstalten liegen mehrere mit Preisen bedachte Einspielungen der Pianistin vor.

MEHR