Zwei Menschen schreiben sich Briefe, vierzehn Jahre lang, viele Briefe, 1204 Schriftstücke wechseln von einem zum anderen, geschrieben von einer starken, klugen Frau und einem empfindsamen, genialen Mann: Nadeschda Filaretowna von Meck und Pjotr Iljitsch Tschaikowski. Dieser Briefwechsel zählt zu den außerordentlichen Glücksfällen der Musikgeschichte. Natürlich wird man einwenden, dass auch ein Mozart, Wagner oder Mendelssohn eine umfangreiche briefliche Korrespondenz hinterlassen haben, die der Nachwelt jeweils eine reiche Quelle an Erkenntnissen über Leben und Werk der Künstler bietet. Und dennoch verhält es sich im Falle Tschaikowski / von Meck anders: Hier treffen sich zwei Menschen auf schriftlicher Ebene, die sich noch nie begegnet sind und nur flüchtig begegnen werden, die kein familiäres oder geschäftliches Band miteinander verbindet, die die Anonymität ausdrücklich suchen und darin die Chance sehen, ganz unverstellt miteinander umgehen zu können. Scheinbar nehmen sie das Gegenüber eher als imaginären Freund wahr, vergleichbar einem Tagebuch in Briefform, mit dem großen Unterschied aber, dass man seine Gedanken, Sorgen, Freuden und Überlegungen nicht bloß zu Papier bringt, sondern weiß, dass sie mit respektvoller Distanz und dennoch liebevoller Nähe gelesen, bedacht und beantwortet werden. Nur so kann es auch zu einem gegenseitig befruchtenden Austausch kommen, können sich Ansichten korrigieren oder bekräftigen. Über Musik haben sie diskutiert, philosophische und theologische Fragen erörtert, sich ihr Herz ausgeschüttet, sich gegenseitig herausgefordert, ihr Innerstes nach außen gekehrt. Kein Tagebuch könnte der Nachwelt diese unmittelbaren Einsichten in das Leben und Denken jener großen Persönlichkeiten vermitteln.
Ein Kompositionsauftrag steht am Anfang der außergewöhnlichen Brieffreundschaft. Nadeschda Filaretowna, die Witwe des Eisenbahnunternehmers Karl von Meck, wird 1831 als Tochter eines Großgrundbesitzers bei Smolensk geboren und wächst in einem kunstsinnigen Haushalt auf. Mit 17 heiratet sie und bringt in ihren 28 Ehejahren 18 Kinder zur Welt, von denen elf das Erwachsenenalter erreichen. Als ihr Mann 1876 stirbt, übernimmt sie die Leitung seiner Eisenbahnlinien sowie die Haushaltsführung im Moskauer Palais der Familie und auf dem Familiensitz Brailow in der Ukraine. Gleichzeitig zieht sich die zwar energiegeladene aber dennoch menschenscheue Millionärin aus dem gesellschaftlichen Leben fast vollständig zurück. Der Musik und dem Musikleben der Zeit gelten jedoch weiterhin ihr Interesse und ihre Aktivitäten. Sie fördert Anton Rubinstein, gönnt Henryk Wieniawski Erholung in ihrem Haus und stellt 1880 Claude Debussy privat als Musiker an. Tief beeindruckt ist sie von der Musik Pjotr Tschaikowskis, über dessen finanziell desolate Situation Mitte der 1870er Jahre sie durch dessen Schüler Jossif Kotek erfährt. Sie gibt bei Tschaikowski ein Werk für Violine und Klavier in Auftrag, das sie über die Maßen entlohnt, und lässt wenig später eine jährliche Rente folgen. »Es ist überflüssig, Ihnen zu sagen, wie begeistert ich von Ihrer Komposition bin«, schreibt Nadeschda von Meck im Dezember 1876 an Tschaikowski, »da sie wohl anderes Lob gewohnt sind und die Verehrung eines auf dem Gebiete der Musik so unbedeutenden Wesens wie ich Ihnen nur lächerlich vorkommen könnte.« Tschaikowski belächelt Nadeschda keineswegs, sondern gesteht ihr einige Jahre später, als er ihr seine 4. Sinfonie widmet: »Ich schaudere bei der Vorstellung, was aus mir geworden wäre, wenn mich das Schicksal nicht mit Ihnen zusammengeführt hätte.«
Obwohl Tschaikowski zu dieser Zeit bereits weit über die Grenzen Russlands hinaus als Komponist anerkannt ist, durchlebt der depressive Komponist zur Mitte der 1870er Jahre eine seiner schwersten Lebenskrisen, die sich allerdings nicht in seinem Schaffen ablesen lässt. Im Gegenteil ist das Komponieren für Tschaikowski zu jeder Zeit quasi Selbsttherapie: »Sobald ich müßig bin, übermannt mich die Schwermut«, schreibt er etwa 1878 an Nadeschda von Meck.
Durch ihre lebhafte Korrespondenz kamen die beiden Briefpartner in den ersten Jahren einander sehr nahe. Sie waren sich aber darin einig, dass sie sich nicht besuchen wollten. Im Laufe der Zeit wandelten sich Nadeschdas zunächst „schwärmerische“ Gefühle für Tschaikowski in leidenschaftliche Liebe.
Auf Einladung von Nadeschda verbrachte Tschaikowski im Sommer 1879 einige Tage in Simaki, einem Vorwerk in der Nähe von Brailow. Dort kam es zufällig zu einer Begegnung mit ihr, die zwar nur einen Augenblick währte, den Komponisten aber so verlegen machte, dass er schriftlich um Entschuldigung bat. Nadeschda wiederum war über den Zwischenfall sehr erfreut. Vier Wochen nach diesem Ereignis verlor Nadeschda die Contenance; sie schüttete ihm gegenüber ihr Herz aus und machte ihm eine ebenso unmissverständliche wie leidenschaftliche Liebeserklärung.
1890 bricht Nadeschda den Kontakt aus ungeklärten Gründen ab und stellt die Rentenzahlungen mit Verweis auf ihren angeblichen wirtschaftlichen Bankrott ab. Es kann nur spekuliert werden, wo die wahren Gründe liegen. Am wahrscheinlichsten ist, dass sie von ihren Angehörigen unter Druck gesetzt wurde. In Gedanken jedenfalls bleibt sie Tschaikowski treu. Ihre Schwiegertochter – die Ironie des Schicksals wollte es, dass Pjotr und Nadeschda, die sich so nahe standen, aber sich fast nie begegneten, durch die Hochzeit seiner Nichte Anna und ihres Sohnes Nikolai quasi zu Verwandten werden – Anna von Meck berichtet, dass Nadeschda den Tod Tschaikowskis nie verwinden konnte. Sie überlebte ihn nur um drei Monate. Am 13. Januar 1894 verstarb sie in Nizza. Ihre Beerdigung fand in Moskau nach dem Ritus der russisch-orthodoxen Kirche statt, der sie nur nominell angehörte. Staunend nahm ihre Familie wahr, dass mehrere hundert ärmlich gekleidete Menschen den Trauerzug begleiteten. Es hatte sich das Gerücht verbreitet, dass sie aus den verschiedenen Bezirken der Stadt gekommen waren, um ihrer Wohltäterin ein letztes Mal ihre Dankbarkeit zu erweisen, von deren mildtätigem Werk nicht einmal ihre Nächsten eine Ahnung gehabt hatten.
»Mit Anmut im Ausdruck und einer unwiderstehlichen Weichheit und Bestimmtheit verbindenden Intonation zeichnet Esther Schweins die Begeisterung der Nadeshda von Meck nach«, so konnte man nach einer Aufführung des Meck-Tschaikowski-Programms Meine liebe, einzige Freundin beim Schleswig-Holstein Musik Festival in der Presse lesen.
Die Comedy-Show RTL Samstag Nacht, macht die 23-jährige Esther Schweins in den Neunziger Jahren zum Star. Ihre Liebe zum Lustigen lebt sie in ihren Inszenierungen der Solo-Comedy-Stücke Caveman und Hi Dad! Hilfe. Endlich Papa aus. Ihr Caveman bringt es auf bislang über 3 Millionen Zuschauer auf deutschen Bühnen.
Ihre Bandbreite als Schauspielerin zeigt die gebürtige Oberhausenerin in über 40 Film- und Fernsehproduktionen, darunter die Donna Leon – Folge Schöner Schein als in Gesichtsoperationen erstarrte Franca Cataldo, der ZDF-Zweiteiler This September – Vier Frauen an der Seite von Charles Dance und als Die Wüstenärztin, in der sie sich als Wiener Medizinerin Sina in die Beduinenkultur verliebt. Neben Thomas Heinze ist sie 2014 im Ersten in Ein Sommer in Rom zu sehen.
Im Kino spielt sie unter anderem in Die Apothekerin von Felix Randau, Mathilde Bonnefoys Insensive und Vorstadtkrokodile II und leiht der Prinzessin Fiona in den Welterfolgen Shrek I-III ihre Stimme.
Für den ZDFtheaterkanal und 3sat moderiert Esther Schweins zehn Jahre die Theatermagazine Theaterlandschaften und Foyer. Weiterhin widmet sich die zweifache Mutter Lesungen, Hörbüchern und Liveshows, so z. B. die José Carreras-Gala. Auf YouTube lief die fünfteilige Webserie Honey & Funny, von und mit Esther Schweins.
2018 spielte sie die Rolle der Emmilie Pankhurs im Dokumentar-Zweiteiler Die Hälfte der Welt gehört uns – Als Frauen das Wahlrecht erkämpften in der ARD und war mit Kate Morton auf Lesereise unterwegs. 2019 präsentierte sie in der NDR-Sendung Mehr wissen – besser leben eine Reportage zu den Themen Plastikwahnsinn, Lebensmittelverschwendung und Wegwerfmode. In der ZDF-Serie Blutige Anfänger ist sie als Kriminalpsychologin und als Staatsanwältin in der ARD-Reihe Die Kanzlei durchgängig zu sehen. 2021 stand sie für Till Lindemanns Kinder-Kinofilm Lucy ist jetzt Gangster sowie für die österreichische Kinoproduktion Love Machine 2 vor der Kamera. Im Podcast Unglaublich krank – Patienten ohne Diagnose geht sie, gemeinsam mit Dr. Martin Mücke, Fällen von Patienten mit seltenen Erkrankungen auf den Grund.
Hanns Zischler spielte in über 200 internationalen und nationalen Kino- und Fernsehfilmen, unter anderem für Wim Wenders, Claude Chabrol, Jean-Luc Godard, István Szabó oder Costa-Gavras. Mit Rudolf Thome dreht er acht Filme, in Steven Spielbergs München ist er der Mossad-Agent Hans.
Deutsche Film- und TV-Produktionen sind Robert van Ackerens Die flambierte Frau, Helmut Dietls Kir Royal, Margarethe von Trottas Jahrestage und Caroline Links Im Winter ein Jahr. Er spielt in Dietrich Brüggemanns Gesellschaftssatire Heil, Philips Kochs Outside the Box, in Asli Özges Auf einmal sowie in der von X-Filme, ARD, Sky Deutschland und Beta Film gemeinsam produzierten TV-Serie Babylon Berlin. 2021 ist Hanns Zischler in dem Netflix Thriller Die schwarze Insel sowie in Dietrich Brüggemanns Kinofilm Nö zu sehen. Im Rahmen des Filmfest Tallinn feierte im November 2021 die deutsch-chilenische Koproduktion Un lugar llamado dignidad (In the Shade of the Trees) des Chilenen Matias Rojas Valencia Premiere, in der Hanns Zischler den Sektengründer Paul Schäfer verkörpert.
Neben seiner Arbeit als Schauspieler ist er als Autor, Fotograf und Herausgeber tätig. Buchveröffentlichungen sind Kafka geht ins Kino, der Gedichtband Willst Du dem Sommer trauen, Lady Earl Grey, Der Schmetterlingskoffer, Berlin ist zu groß für Berlin und 2013 Die Erkundung Brasiliens: Friedrich Sellows unvollendete Reise. 2014 erschien sein erster literarischer Text Das Mädchen mit den Orangenpapieren und 2020 sein Romandebüt Der zerrissene Brief bei Galiani.
2009 erhält Hanns Zischler den Heinrich-Mann-Preis der Berliner Akademie der Künste, 2011 wird er mit dem Bundesverdienstkreuz, 2016 mit dem Cicero-Rednerpreis, 2018 mit der Ehrendoktorwürde der Bauhaus-Universität Weimar und 2022 mit dem Friedlieb Ferdinand Runge-Preis geehrt. Seit den neunziger Jahren arbeitet er außerdem als Sprecher und Autor mit verschiedenen Musikern und Ensembles, darunter die Berliner Philharmoniker, Simon Rattle, das ensemble recherche oder die Bamberger Symphoniker.
»Ob glühende Emotion oder traumverlorene Poesie, ob sanft oder wild: Harada lässt sich von der Musik mitreißen, vom zarten Akkord bis zur Raserei schöpft sie alle Gefühlsregungen klanglich aus«, so die Süddeutsche Zeitung über die japanische Pianistin. Mit ihrem breitgefächerten Repertoire ist sie heute ein gern gesehener Gast bei internationalen Festivals und konzertiert mit bedeutenden Orchestern.
Haradas Vielseitigkeit spiegelt sich ebenfalls in ihrer umfangreichen Diskografie, die neben Werken von Samuel Feinberg und Michio Mamiya ebenso Kompositionen von Schubert, Chopin, Schumann, Grieg und Skrjabin umfasst. Die englische Musikzeitschrift Gramophone nahm ihre Einspielung mit Werken von Tschaikowski und Rachmaninow in die Rubrik Gramophone recommends auf und attestierte: »Two great Russian piano masterpieces in a subtle and soulful recording. Hideyo Harada offers a reading that thrills.« Neben einem über mehrere Spielzeiten angelegten Schubert-Zyklus, den sie gemeinsam mit namhaften Partnern in Tokio realisierte, nimmt auch die Pflege zeitgenössischer Musik einen wichtigen Stellenwert im Schaffen der Pianistin ein.
Hideyo Harada studierte zunächst in Tokio, bevor sie ihre Ausbildung in Stuttgart, Wien und Moskau fortsetzte. Die Künstlerin wurde bei zahlreichen Wettbewerben preisgekrönt und gewann u. a. den Concours International d’Exécution Musicale in Genf sowie den 1. Preis beim Internationalen Schubert-Wettbewerb in Dortmund. Darüber hinaus war sie Preisträgerin beim Internationalen Rachmaninow-Wettbewerb in Moskau. Seitdem gastierte sie u. a. beim Schleswig-Holstein Musik Festival, den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, dem MDR-Musiksommer, dem Beethovenfest Bonn, dem Rheingau Musik Festival, dem Heidelberger Frühling, dem Mozartfest Würzburg, den Ludwigsburger Schlossfestspielen, dem Musikfest Stuttgart, dem Yokohama International Piano Festival und dem Grand Piano Festival in Amsterdam. Wichtige Stationen ihrer Karriere waren das Moskauer Tschaikowski-Konservatorium, der Wiener Musikverein, das Berliner Konzerthaus, das Gewandhaus Leipzig, die Alte Oper Frankfurt, die Stuttgarter Liederhalle, die Genfer Victoria Hall, das Prager Rudolfinum oder die Suntory Hall Tokio. Hideyo Harada konzertierte mit zahlreichen Orchestern, so etwa mit dem Orchestre de la Suisse Romande, dem Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI, dem Stuttgarter Kammerorchester, dem Orchestre de Cannes, der Filarmonica George Enescu Bukarest, dem National Polish Radio Symphony Orchestra, dem Russian State Symphony Orchestra, dem Seoul Philharmonic Orchestra, dem NHK Symphony Orchestra, dem Yomiuri Nippon Symphony Orchestra oder dem New Japan Philharmonic Orchestra. Zu ihren Partnern am Pult zählten dabei Dirigenten wie Petr Altrichter, Christian Arming, Piero Bellugi, Pietari Inkinen, Cristian Mandeal, Tadaaki Otaka, Vladimir Valek oder Marcello Viotti.
Im Rahmen von Kammermusikabenden arbeitet Hideyo Harada u. a. mit dem Borodin Quartett, den Geigern Latica Honda-Rosenberg und Mikhail Simonyan, dem Cellisten Jens Peter Maintz und dem Bariton Roman Trekel. Neben Aufnahmen bei internationalen Rundfunk- und Fernsehanstalten liegen mehrere mit Preisen bedachte Einspielungen der Pianistin vor.