Wagner war überglücklich: Endlich, im August 1876 durfte er die Früchte langen Ringens ernten und die Gesamtaufführung seines Ring des Nibelungen in Bayreuth erleben. Während der Feierstunde nach der letzten erfolgreichen Premiere wies er auf einen grauhaarigen Mann von beeindruckender Gestalt: »Hier ist derjenige, ohne den Sie heute vielleicht keinen Ton von mir gehört haben würden!« Es war Franz Liszt, dem Wagner so viel verdankte, der sich unermüdlich für das Werk des späteren Schwiegersohns einsetzte, als der sich Feinde machte, wo es nur ging; der ihn finanziell unterstützte und mit dem er einen intensiven und ungemein wertvollen künstlerischen Austausch pflegte. Dennoch war dieser verehrungsvolle Freundschaftsbund nicht frei von Eifersucht, Schmähungen, tiefgreifenden Differenzen und unterschwelliger Verachtung. In einem spannungsreichen Programm spüren Thomas Thieme, Peter Lohmeyer und Hideyo Harada dieser bedeutenden Künstlerfreundschaft nach.