„Eros, Weisheit, Unvernunft“
Wolfgang Amadeus Mozart in Wort, Musik und Szene
Konzept und Hintergrund

Er zählt zu den bedeutendsten Komponisten der abendländischen Musikgeschichte: Wolfgang Amadeus Mozart. Was seine Faszination ausmacht? Dass er Musik komponiert hat, die seit mehr als 250 Jahren ihre Hörer berührt. Dass seine unzähligen Meisterwerke hochkomplex und dennoch für jeden zugänglich sind. Dass seine Musik auch im 21. Jahrhundert jung, erfrischend, feinsinnig, zeitlos ist, Gegensätze auf engstem Raum vereint und in klassischer Ausgewogenheit erstrahlen lässt. Mit Mozarts eigenen Worten: Seine Musik ist »eben das Mittelding zwischen zu schwer und zu leicht. Sie [ist] sehr brillant – angenehm in die Ohren – natürlich ohne in das Leere zu fallen. Hie und da können auch Kenner allein Satisfaction erhalten – doch so – dass die Nichtkenner damit zufrieden seyn müssen, ohne zu wissen warum.«

Aber Mozarts Musik gibt auch anderes preis: brodelnde Unruhe, dämonische Abgründe, unstillbare Leidenschaften. Trotz klassischer Vollkommenheit atmet sie Geheimnisvolles. Musik und Komponist lassen gleichermaßen Nähe zu und erscheinen dennoch rätselhaft und fern. Reinheit und Begierde, Unschuld und Erotik fallen in Mozarts Musik in eins. Vor allem die Romantik hat darin eine ideale Projektionsfläche gefunden. Das 19. Jahrhundert hat aus Mozart den Mythos gemacht, der bis heute die Rezeption dieses unsterblichen Meisters bestimmt. »Mit Mozart beginnt ein neues Zeitalter für die Musik«, sagt Franz Liszt, »jene Zeit des sinnlichen Wohlklangs und Genusses im Verein mit glänzenden Taten, jene so reizvolle Zeit, wo der Gedanke im Besitz seiner ganzen Reife noch den Hauch seiner Jugendfrische trägt.«

Zahlreiche Fährten gehen von Mozarts Kunst aus und reichen weit bis in die Romantik. In ihrem Programm »Eros, Weisheit, Unvernunft« spüren Corinna Harfouch und Hideyo Harada einigen dieser Fährten nach und malen ein Mozartbild, das sich in ein überraschendes Beziehungsgeflecht aus Musik, Literatur, Philosophie und Tiefenpsychologie eingliedert. Unter Einbezug der Mozartschen Da Ponte-Opern, seiner Briefe, philosophischer Schriften von Platon bis Kierkegaard und Zeugnissen der romantischen Erben ergibt sich ein facettenreiches Gemälde eines der größten Genies der europäischen Kulturgeschichte.

»Eros, Weisheit, Unvernunft« ist ein dichter und erhellender Mozartabend, der weit über die Mittel einer musikalisch umrahmten Lesung hinausgeht: Mit schauspielerischen Elementen, Puppenspiel, Rezitation, Gesang, Improvisation sowie enger Interaktion zwischen Text und Musik gelingt Harfouch und Harada ein ungewöhnliches Konzertformat.

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Corinna Harfouch

Corinna Harfouch zählt zu den bekanntesten deutschen Charakterdarstellerinnen in Film, Fernsehen und Theater. Nachhaltig und überzeugend verkörpert sie die Extreme der menschlichen Existenz. Ihre Darstellung gerät immer wieder auch zur Gratwanderung zwischen den Abgründen des Lebens.

Die in Suhl geborene Schauspielerin absolvierte ihr Studium an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Seit ihrer Ausbildung war sie auf allen wichtigen Bühnen zu sehen, u. a. spielte sie 2003 an der Berliner Schaubühne am Lehniner Platz die Titelrolle in Phaidras Liebe von Sarah Kane (Regie: Christina Paulhofer), 2004/05 in der Regie von Jürgen Gosch am Deutschen Theater die Martha in Edward Albees Wer hat Angst vor Virginia Woolf? an der Seite von Ulrich Matthes (Einladung zum Berliner Theatertreffen und zu den Wiener Festwochen), 2010 am Staatstheater Stuttgart die Hauptrolle in Der Schmerz nach Marguerite Duras, 2013 am Schauspielhaus Zürich in Friedrich Dürrenmatts Die Physiker und 2015 am Schauspielhaus Hannover in Heiner Müllers Der Auftrag.

Weitere Gastspiele führten Corinna Harfouch u. a. auch zu den Salzburger Festspielen und ans Wiener Burgtheater. Am Deutschen Theater Berlin spielte sie die Hauptrollen in Im Schlitten Arthur Schopenhauers und Ihre Version des Spiels von Yasmina Reza. In jüngerer Zeit war und ist sie am Deutschen Theater Berlin in Phädra (Regie: Stephan Kimmig), Die Möwe (Regie: Jürgen Gosch), Persona und Birthday Candles (Regie: Anna Bergmann), am Staatstheater Hannover in Orlando und Annette. Ein Heldinnenepos (Regie: Lily Sykes) sowie am Gorki Theater in Berlin in Queen Lear (Regie: Christian Weise) zu sehen. Ihre besondere Vorliebe gilt der Rezitation, wofür ihr Lesetheater steht, eine eigene Matinee-Reihe im Deutschen Theater Berlin.

Seit ihrem Debüt vor der Filmkamera hat sie in mehr als 100 Film- und Kinoproduktionen mitgewirkt. Zu ihren bedeutendsten Filmen zählen Das Versprechen (1995) von Margarethe von Trotta, Sexy Sadie (1996) von Matthias Glasner, Das Mambospiel (1996) von Michael Gwisdek, Irren ist männlich (1996) von Sherry Hormann, Gefährliche Freundin (1996) von Hermine Huntgeburth, Knockin’ on Heaven’s Door (1997) von Thomas Jahn, Der große Bagarozy (1999) von Bernd Eichinger, Fandango (2000) von Matthias Glasner, Vera Brühne (2001) von Hark Bohm, Bibi Blocksberg (2002) von Hermine Huntgeburth, Blond: Eva Blond! (2002) und Der Untergang (2004) von Oliver Hirschbiegel, Durch diese Nacht sehe ich keinen einzigen Stern (2005) von Dagmar Knöpfel, Whisky mit Wodka (2008) von Andreas Dresen, Im Winter ein Jahr (2008) von Caroline Link, This is Love (2009) von Matthias Glasner, Giulias Verschwinden (2010) von Christoph Schaub, Finsterworld (2013) von Frauke Finsterwalder, Der Fall Bruckner (2014) von Urs Egger, Viel zu nah (2017) von Petra K. Wagner, Wer hat eigentlich die Liebe erfunden? (2018) von Kerstin Polte, Lara (2019) von Jan-Ole Gerster, Kranke Geschäfte (2019) von Urs Egger, Ruhe! Hier stirbt Lothar (2021) von Hermine Huntgeburth und Immer der Nase nach (2021) von Kerstin Polte. Aktuelle Filme sind Das Mädchen mit den goldenen Händen (2022) von Katharina Marie Schubert und Alles in bester Ordnung (2022) von Natja Brunckhorst.

Für ihre Theaterarbeit wurde Corinna Harfouch mehrfach ausgezeichnet. Sie erhielt u. a. 1997 den Gertrud-Eysoldt-Ring für herausragende schauspielerische Leistungen und wurde im selben Jahr für ihre Rolle des General Harras in Des Teufels General (Regie: Frank Castorf) von der Zeitschrift Theater heute zur Schauspielerin des Jahres gekürt. Auch für ihre Filmarbeiten wurde Corinna Harfouch mit vielen Preisen geehrt, u. a. mit dem Bayerischen Filmpreis, Adolf-Grimme-Preis, Deutschen Fernsehpreis, Deutschen Filmpreis, Deutschen Schauspielerpreis, Günter-Rohrbach-Preis und Hessischen Filmpreis.

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Hideyo Harada

»Ob glühende Emotion oder traumverlorene Poesie, ob sanft oder wild: Harada lässt sich von der Musik mitreißen, vom zarten Akkord bis zur Raserei schöpft sie alle Gefühlsregungen klanglich aus«, so die Süddeutsche Zeitung über die japanische Pianistin. Mit ihrem breitgefächerten Repertoire ist sie heute ein gern gesehener Gast bei internationalen Festivals und konzertiert mit bedeutenden Orchestern.

Haradas Vielseitigkeit spiegelt sich ebenfalls in ihrer umfangreichen Diskografie, die neben Werken von Samuel Feinberg und Michio Mamiya ebenso Kompositionen von Schubert, Chopin, Schumann, Grieg und Skrjabin umfasst. Die englische Musikzeitschrift Gramophone nahm ihre Einspielung mit Werken von Tschaikowski und Rachmaninow in die Rubrik Gramophone recommends auf und attestierte: »Two great Russian piano masterpieces in a subtle and soulful recording. Hideyo Harada offers a reading that thrills.« Neben einem über mehrere Spielzeiten angelegten Schubert-Zyklus, den sie gemeinsam mit namhaften Partnern in Tokio realisierte, nimmt auch die Pflege zeitgenössischer Musik einen wichtigen Stellenwert im Schaffen der Pianistin ein.

Hideyo Harada studierte zunächst in Tokio, bevor sie ihre Ausbildung in Stuttgart, Wien und Moskau fortsetzte. Die Künstlerin wurde bei zahlreichen Wettbewerben preisgekrönt und gewann u. a. den Concours International d’Exécution Musicale in Genf sowie den 1. Preis beim Internationalen Schubert-Wettbewerb in Dortmund. Darüber hinaus war sie Preisträgerin beim Internationalen Rachmaninow-Wettbewerb in Moskau. Seitdem gastierte sie u. a. beim Schleswig-Holstein Musik Festival, den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, dem MDR-Musiksommer, dem Beethovenfest Bonn, dem Rheingau Musik Festival, dem Heidelberger Frühling, dem Mozartfest Würzburg, den Ludwigsburger Schlossfestspielen, dem Musikfest Stuttgart, dem Yokohama International Piano Festival und dem Grand Piano Festival in Amsterdam. Wichtige Stationen ihrer Karriere waren das Moskauer Tschaikowski-Konservatorium, der Wiener Musikverein, das Berliner Konzerthaus, das Gewandhaus Leipzig, die Alte Oper Frankfurt, die Stuttgarter Liederhalle, die Genfer Victoria Hall, das Prager Rudolfinum oder die Suntory Hall Tokio. Hideyo Harada konzertierte mit zahlreichen Orchestern, so etwa mit dem Orchestre de la Suisse Romande, dem Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI, dem Stuttgarter Kammerorchester, dem Orchestre de Cannes, der Filarmonica George Enescu Bukarest, dem National Polish Radio Symphony Orchestra, dem Russian State Symphony Orchestra, dem Seoul Philharmonic Orchestra, dem NHK Symphony Orchestra, dem Yomiuri Nippon Symphony Orchestra oder dem New Japan Philharmonic Orchestra. Zu ihren Partnern am Pult zählten dabei Dirigenten wie Petr Altrichter, Christian Arming, Piero Bellugi, Pietari Inkinen, Cristian Mandeal, Tadaaki Otaka, Vladimir Valek oder Marcello Viotti.

Im Rahmen von Kammermusikabenden arbeitet Hideyo Harada u. a. mit dem Borodin Quartett, den Geigern Latica Honda-Rosenberg und Mikhail Simonyan, dem Cellisten Jens Peter Maintz und dem Bariton Roman Trekel. Neben Aufnahmen bei internationalen Rundfunk- und Fernsehanstalten liegen mehrere mit Preisen bedachte Einspielungen der Pianistin vor.

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Mozart am Klavier, 1789 (unvollendet) – Joseph Lange (1751-1831)