„Jeder Deiner Briefe ist mir Gold“
Franz Liszt und Richard Wagner in Wort und Musik
Konzept und Hintergrund

Im Herbst 1840 trafen in einem Pariser Luxushotel erstmals Richard Wagner und Franz Liszt zusammen. Dabei begegneten sich zwei Persönlichkeiten, deren bisherige musikalische Laufbahn höchst unterschiedlich verlaufen war. Franz Liszt war zu diesem Zeltpunkt vermutlich der bekannteste Musiker in ganz Europa. Als virtuoser Konzertpianist reiste er rastlos von einem Auftritt zum nächsten und gastierte in allen bedeutenden Städten zwischen Lissabon und Moskau, zwischen London und Konstantinopel. Überall wurde er für sein außergewöhnliches Spiel gefeiert, war das Idol unzähliger Musikliebhaber und höherer Töchter. Parallel komponierte er und griff auch zum Dirigentenstab. Zuweilen wurden sogar zwei Konzerte in zwei Städten an nur einem Tag angesetzt, um das schier unbändige Verlangen des Publikums nach seiner Person — Heinrich Heine spöttelte von der »Lisztomania« — zu befriedigen.

Richard Wagner dagegen befand sich in einer prekären, aussichtslosen Lage. Nach ersten kompositorischen Arbeiten und hoffnungsvollen Anstellungen in Würzburg, Magdeburg, Königsberg und Riga hatte sich der junge Kapellmeister stark verschuldet und eine abenteuerliche Flucht über die Ostsee nach London und schließlich nach Paris angetreten. Sein Bemühen, mit eigenen Kompositionen in der französischen Metropole Fuß zu fassen, war bislang nicht erfolgreich gewesen, dennoch schloss Wagner 1840 die Partitur des Rienzi ab. Eine feste Anstellung, die ihm Geld und Arbeitsmöglichkeiten gebracht hätte, war nicht in Sicht.

Diesem gewaltigen sozialen Unterschied entsprechend, fiel auch die erste Begegnung der beiden Musiker aus. Liszt ließ Wagner in einem Vorzimmer lange warten und empfing ihn dann im Morgenmantel in seiner Hotelsuite zu einem kurzen, belanglosen Gespräch, dessen einziger Ertrag eine Eintrittskarte in das tags darauf stattfindende Solokonzert des Virtuosen war. Später erfuhr Wagner, dass Liszts Gage für dieses Konzert bei 10.000 Francs gelegen hatte, ein Betrag, der Wagners Finanzsorgen mit einem Schlag weggewischt hätte. Und dennoch war diese erste Begegnung der Ausgangspunkt für eine denkwürdige Musikerbeziehung, die bis zum Tod Wagners 1883 mit Höhen und Tiefen andauern sollte.

Als sich die beiden das zweite Mal trafen, sahen die Rahmenbedingungen bereits ganz anders aus: Liszt weilte im Februar 1844 auf Konzertreise in Dresden und hörte sich dort eine Aufführung des Rienzi von Wagner an, der inzwischen zum Sächsischen Hofkapellmeister ernannt worden war. Damit war das Interesse des Pianisten für die Bühnenwerke Wagners geweckt worden. Weitere vier Jahre später kam Liszt erneut nach Dresden. Nun war er es, der sich radikal verändert hatte: Des Virtuosenlebens überdrüssig, hatte sich der Kosmopolit zur plötzlichen Beendigung seiner Konzertreisen entschlossen und als Hofkapellmeister in der deutschen Provinz, in Weimar, niedergelassen. Die kleine thüringische Residenzstadt betrachtete er als seinen »Musenort«, den er nach Schillers und Goethes Tod neu zu beleben suchte. Wagner und Liszt waren damit plötzlich regelrechte »Amtskollegen«; der Besuch in Dresden sollte dies unterstreichen. Mehrere Tage lang sprachen die beiden ungestört miteinander, spielten sich gegenseitig ihre Werke vor, redeten von ihren Zukunftsplänen und schlossen Freundschaft. Wagner kam im August 1848 zum Gegenbesuch nach Weimar, wurde dem Großherzog vorgestellt und nahm erfreut zur Kenntnis, dass Liszt alle seine Opern in Weimar aufführen wollte.

Die Revolution von 1849 brachte eine weitere Facette in die Beziehung zwischen den beiden Kapellmeistern. Wagner, der sich aktiv an den Dresdner Aufständen beteiligt hatte, wurde steckbrieflich gesucht. Er floh im Mai 1849 zunächst nach Weimar zu Liszt, der ihn mit Geld und einem falschen Pass ausstattete. Als »Professor Widmann« aus Tübingen gelang es Wagner wenige Tage später, die Grenze zur Schweiz zu übertreten. Zwölf Jahre sollte sein Exil außerhalb Deutschlands dauern. Liszt hielt ihm in dieser Zeit künstlerisch die Treue, in dem er in Weimar Aufführungen von Wagner-Opern leitete. Beredtes Zeugnis der engen Beziehung zwischen Wagner und Liszt während des Exils geben die mehr als 350 Briefe ab, die die beiden Musiker zwischen 1849 und 1861 wechselten. Liszt stieg zum wichtigsten Ansprechpartner Wagners auf, der sich vorwiegend in der Schweiz, in Italien und Frankreich aufhielt. Mit Selbstbewusstsein und Nachdruck forderte Wagner Liszts Hilfe ein: »Ich habe ein Recht an Dich, wie an meinen Schöpfer! Du bist der Schöpfer desjenigen, der ich jetzt bin: ich lebe jetzt durch Dich – das ist keine Übertreibung. Sorge denn für Dein Geschöpf: ich rufe Dir das wie eine Pflicht zu, die Du hast.« Später sah man sich regelmäßig wieder, dabei lernte Wagner auch Liszts Tochter Cosima kennen, die er 1870 – nach deren Scheidung von Hans von Bülow sowie der Geburt dreier gemeinsamer Kinder – heiratete. Das Verhältnis zwischen Wagner und Liszt hatte sich dadurch zunächst distanziert, dann ganz entfremdet, erst nach der Heirat kam es wieder zu einer allmählichen Annäherung. In seinen letzten Lebensjahren weilte Liszt dann häufiger in Bayreuth, dem letzten Wohnort von Cosima und Richard Wagner, und starb dort 1886.

Kompositorisch bilden Franz Liszt und Richard Wagner eine bemerkenswerte Allianz. Sie gehörten der »Neudeutschen Schule« an, die sich als fortschrittlich verstand und mit programmatischen Werken gegen die »absolute Musik« wandte. Liszt mit seinen Klavierwerken sowie sinfonischen Dichtungen und Wagner mit seinen Bühnenwerken waren die führenden Köpfe dieser Bewegung.

In dem Programm »Jeder Deiner Briefe ist mir Gold« kommen neben den beiden Komponisten auch Cosima Wagner, Liszts Lebensgefährtinnen Marie d’Agoult und Carolyne zu Sayn-Wittgenstein zu Wort, außerdem Hans von Bülow, Clara und Robert Schumann, Heinrich Heine und Ludwig II. von Bayern. Darüber hinaus gewährt dieses Projekt auch interessante Einblicke in die musikalische Welt und das gesellschaftliche Leben in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Den musikalischen Kontext bilden Klavierwerke von Wagner und Liszt sowie Liszts Klaviertranskriptionen von Ausschnitten aus Wagners Opern wie Isoldes Liebestod oder die Tannhäuser-Ouvertüre, über die Wagner selbst meinte: »Diese Transkription ist wie wenn ein wunderbarer Traum wahr wird.«

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Thomas Thieme

Thomas Thieme, geboren 1948 in Weimar, wurde an der Staatlichen Schauspielschule in Ost-Berlin ausgebildet und spielte Theater in Magdeburg und Halle. 1984 reiste Thomas Thieme in die Bundesrepublik aus. Er war an verschiedenen Theatern engagiert, so am Schauspiel Frankfurt und am Wiener Burgtheater. 2000 wurde er für seine Rolle im Stück Schlachten! am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg zum Schauspieler des Jahres gekürt.

Thomas Thieme spielte in mehr als 130 Kino- und TV-Produktionen, darunter 2006 den Kulturminister im oscargekrönten DDR-Drama Das Leben der Anderen von Florian Henckel von Donnersmarck, 2009 Bundeskanzler Helmut Kohl im ZDF-Film Der Mann aus der Pfalz, 2015 Fußball-Manager Uli Hoeneß in Uli Hoeneß – Der Patriarch, war in der preisgekrönten Serie Babylon Berlin und in Kinokomödien wie Kundschafter des Friedens (2017) von Robert Thalheim zu sehen. 2012 wirkte er als Erzähler in der aufwändigen Hörspielproduktion Ulysses nach James Joyce mit. Seit 2013 tourt der Schauspieler mit einer Solofassung von Bertolt Brechts Baal durch die Republik.

Im Fernsehen war und ist der renommierte Darsteller in zahlreichen Erfolgsserien wie Tatort oder Rosa Roth zu erleben. Zu Thiemes zahlreichen Kinofilmproduktionen zählen unter anderem Das Vorspiel von Ina Weisse (2019), Er ist wieder da (2015) von David Wnendt, Effi Briest (2009) von Hermine Huntgeburth, Der Baader Meinhof Komplex (2008) von Uli Edel oder Der Untergangen (2004) von Oliver Hirschbiegel.

Jüngst konnte man Thomas Thieme in Jan Georg Schüttes Improvisationsserie Das Begräbnis (2022) in der ARD erleben.

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Peter Lohmeyer

Peter Lohmeyer, geboren als Pfarrerssohn, ist im Ruhrgebiet aufgewachsen. Nach der Ausbildung an der Westfälischen Schauspielschule in Bochum hat er sich im Doppelpass zwischen Theater und Film über die Jahre in die erste Liga der deutschsprachigen Schauspielkunst geschossen. Trotz mehrerer Filmpreise hat er es geschafft immer den Ball flach zu halten und in der schönen Hafenstadt Hamburg seine Heimat gefunden.

Sein Kollege Joachim Król hat mal auf die Frage geantwortet, was er an Peter Lohmeyer am meisten schätze: „seine Leidensfähigkeit“. So lebt er, nach eigener Aussage, glücklich und zufrieden nach der Devise: Wir sind viel zu sehr damit beschäftigt Fehler zu vermeiden, anstatt sie zu machen! Und widmet sich seit 5 Jahren mit Ausstellungen in Salzburg, Wien und Köln auch der bildenden Kunst.

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Hideyo Harada

»Ob glühende Emotion oder traumverlorene Poesie, ob sanft oder wild: Harada lässt sich von der Musik mitreißen, vom zarten Akkord bis zur Raserei schöpft sie alle Gefühlsregungen klanglich aus«, so die Süddeutsche Zeitung über die japanische Pianistin. Mit ihrem breitgefächerten Repertoire ist sie heute ein gern gesehener Gast bei internationalen Festivals und konzertiert mit bedeutenden Orchestern.

Haradas Vielseitigkeit spiegelt sich ebenfalls in ihrer umfangreichen Diskografie, die neben Werken von Samuel Feinberg und Michio Mamiya ebenso Kompositionen von Schubert, Chopin, Schumann, Grieg und Skrjabin umfasst. Die englische Musikzeitschrift Gramophone nahm ihre Einspielung mit Werken von Tschaikowski und Rachmaninow in die Rubrik Gramophone recommends auf und attestierte: »Two great Russian piano masterpieces in a subtle and soulful recording. Hideyo Harada offers a reading that thrills.« Neben einem über mehrere Spielzeiten angelegten Schubert-Zyklus, den sie gemeinsam mit namhaften Partnern in Tokio realisierte, nimmt auch die Pflege zeitgenössischer Musik einen wichtigen Stellenwert im Schaffen der Pianistin ein.

Hideyo Harada studierte zunächst in Tokio, bevor sie ihre Ausbildung in Stuttgart, Wien und Moskau fortsetzte. Die Künstlerin wurde bei zahlreichen Wettbewerben preisgekrönt und gewann u. a. den Concours International d’Exécution Musicale in Genf sowie den 1. Preis beim Internationalen Schubert-Wettbewerb in Dortmund. Darüber hinaus war sie Preisträgerin beim Internationalen Rachmaninow-Wettbewerb in Moskau. Seitdem gastierte sie u. a. beim Schleswig-Holstein Musik Festival, den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, dem MDR-Musiksommer, dem Beethovenfest Bonn, dem Rheingau Musik Festival, dem Heidelberger Frühling, dem Mozartfest Würzburg, den Ludwigsburger Schlossfestspielen, dem Musikfest Stuttgart, dem Yokohama International Piano Festival und dem Grand Piano Festival in Amsterdam. Wichtige Stationen ihrer Karriere waren das Moskauer Tschaikowski-Konservatorium, der Wiener Musikverein, das Berliner Konzerthaus, das Gewandhaus Leipzig, die Alte Oper Frankfurt, die Stuttgarter Liederhalle, die Genfer Victoria Hall, das Prager Rudolfinum oder die Suntory Hall Tokio. Hideyo Harada konzertierte mit zahlreichen Orchestern, so etwa mit dem Orchestre de la Suisse Romande, dem Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI, dem Stuttgarter Kammerorchester, dem Orchestre de Cannes, der Filarmonica George Enescu Bukarest, dem National Polish Radio Symphony Orchestra, dem Russian State Symphony Orchestra, dem Seoul Philharmonic Orchestra, dem NHK Symphony Orchestra, dem Yomiuri Nippon Symphony Orchestra oder dem New Japan Philharmonic Orchestra. Zu ihren Partnern am Pult zählten dabei Dirigenten wie Petr Altrichter, Christian Arming, Piero Bellugi, Pietari Inkinen, Cristian Mandeal, Tadaaki Otaka, Vladimir Valek oder Marcello Viotti.

Im Rahmen von Kammermusikabenden arbeitet Hideyo Harada u. a. mit dem Borodin Quartett, den Geigern Latica Honda-Rosenberg und Mikhail Simonyan, dem Cellisten Jens Peter Maintz und dem Bariton Roman Trekel. Neben Aufnahmen bei internationalen Rundfunk- und Fernsehanstalten liegen mehrere mit Preisen bedachte Einspielungen der Pianistin vor.

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